FAQ ~ Barfußschuh-Know-How

Wissenssammlung zu Barfußschuhen für Kinder und Erwachsene

➮ Was ist das genau, ein Barfußschuh? Darf man die nur ohne Socken tragen? Und warum "müssen" es unbedingt Barfußschuhe sein?
➮ Warum ist Barfußlaufen denn so gesund?
➮ Was sollte ich bei einer Umstellung auf Barfußschuhe beachten? 
➮ Was ist das Problem mit "normalen" Schuhen? Was macht einen Barfußschuh aus, und was sind Minimalsohlen?
➮ Sind dünne Sohlen nicht furchtbar kalt im Winter?
➮ Aber im Gelände braucht man doch unbedingt festes Schuhwerk!
➮ Wieso ist das Thema gerade für Kinder so wichtig?
➮ Warum stürzen Laufanfänger in festem Schuhwerk deutlich häufiger?
➮ Sind alle Schuhe hier im Shop richtige Barfußschuhe?


Was ist das genau, ein Barfußschuh? Darf man die nur ohne Socken tragen? Und warum "müssen" es unbedingt Barfußschuhe sein?

Der Name Barfußschuh ist eigentlich irreführend. Der Barfußschuh hat nämlich im Grunde nichts mit Barfußlaufen zu tun - ein Schuh ist ein Schuh, und Barfuß ist man nur ohne Schuh. Aber auch mit der Art wie man diese Schuhe trägt, hängt der Begriff nicht zusammen. Man darf Barfußschuhe natürlich auch mit Socken tragen, und oft ist es aus hygienischen und gesundheitlichen Gründen sogar ratsam. Socken reduzieren zB die Aufnahme von chemischen Verbindungen über die Haut.

Barfußschuhe kommen dem reinen Barfußlaufen allerdings viel näher als es normale Schuhe tun, da sie den Fuß weniger einengen und ihn nicht so sehr in seiner ursprünglichen Funktionalität einschränken. Barfußlaufen ist gesund, und Schuhe haben oft eine Vielzahl von negativen Aspekten.


Warum ist Barfußlaufen denn so gesund?

Simpel gesagt: weil der Mensch dafür geschaffen ist. Wenn man geht, läuft, springt oder tanzt, erhält der Körper einen Großteil der Bewegungsinformationen über die Fußsohlen. Trägt man dicke Schuhe gehen diese Informationen fast alle verloren. Außerdem stützen normale Schuhe Deinen Fuß. Was erst mal toll klingt, hat einen Haken: die Muskulatur wird abgebaut und der Fuß wird geschwächt. Geübte Barfußläufer haben ein geringeres Verletzungsrisiko, weshalb sich gerade im Laufsport die Barfußschuhe immer mehr durchsetzen, und man auch zunehmend Sportler komplett "unten ohne" sieht.

Barfußlaufen
> fördert die Propriozeption
> Verringert das Verletzungsrisiko
> stärkt die Fußmuskulatur
> verbessert die Körperhaltung
> kann die Gefahr reduzieren, an Senk-, Knick-, Spreiz-, oder Plattfuß sowie unter anderem Fersensporn, Hallux Valgus oder Achillessehnenproblemen zu erkranken
> kann sich positiv auf den Heilungsverlauf bei bestehenden Problemen auswirken 


Was sollte ich bei einer Umstellung auf Barfußschuhe beachten?

Wie schon beschrieben, kommen Barfußschuhe dem reinen Barfußlaufen nahe, auch wenn sie natürlich trotzdem einen Kompromiss darstellen. Da sie im Idealfall eine sehr dünne Sohle haben, ist es wichtig, den Gang darauf hin anzupassen. Anpassen heißt: so zu gehen, als wäre man ganz barfuß.

In der Regel werden die Schritte kleiner, man wird etwas langsamer und die Schrittfrequenz erhöht sich leicht. Die Füße sollten möglichst weich und ohne großen Stoß auf dem Boden aufsetzen. Dies kann man am besten zu Hause oder bei schönem Wetter auch draußen üben, indem man ganz barfuß ein paar hundert Meter auf harten Untergründen (Fliesen, Holz, Laminat, Asphalt, Stein) geht, sich die Finger in die Ohren hält und versucht ganz leise zu gehen. Geh zwischendurch auch mal ein paar Schritte rückwärts.

Der Fuß sollte beim Aufsetzen nicht übermäßig nach oben gezogen werden. Er setzt bei gemächlichem Tempo auf dem Fettpolster unter der Ferse ganz weich auf. Das hintere Bein darf sich bei langsamem Tempo gern mit beteiligen, indem es mit einem Schubs nach vorn mehr Dynamik rein bringt. Am besten man übt es zunächst in Zeitlupe und steigert die Geschwindigkeit allmählich. 

Barfuß werdet ihr dann auch ganz schnell merken, wenn ihr zu schnell seid oder zu große Schritte macht. Wer es eilig hat, wird komplett barfuß nicht über die Ferse rennen, sondern eher mit dem Vorfuß zuerst aufsetzen. Den Fersengang-Stechschritt a la "ich hab's eilig, aus dem Weg, stampf stampf stampf" gewöhnt man sich barfuß automatisch ab, und verfällt mit zunehmender Geschwindigkeit in einen leichten Trab. Dabei wirst du automatisch nicht mehr mit der Ferse zuerst aufsetzen. 

Diese Art zu gehen und laufen gilt es dann in den Barfußschuh zu übertragen. Das ist gar nicht so leicht, denn selbst die dünnen Sohlen „gaukeln“ dem Fuß vor, er würde auf weichen Untergründen aufkommen. Zudem kommt das bekannte Gefühl des umschließenden und anliegenden Schuhs, in dem du jahrelang vermutlich mit gedämpfter Ferse unterwegs warst.

Daher gilt immer: das reine Barfußlaufen trainieren, wahrnehmen und verinnerlichen und dann im Barfußschuh so gehen, als würdet ihr ganz barfuß sein.

Hinweis für Erwachsene! Wenn du erst neu umsteigst: lass es bitte langsam angehen! Trag deine neuen Barfußschuhe zunächst nur stundenweise. Pack deine alten Schuhe mit ein, damit du zwischendurch wechseln kannst. Du wirst vermutlich Muskelkater bekommen: unter den Fußsohlen, in den Waden, hinten in den Oberschenkeln, im Popo und unteren Rückenbereich. Hör auf deinen Körper - es dauert eine Weile, bis die Umstellung geschafft ist.

Für Kinder ist die Umstellung nach unserer Erfahrung kein Problem!

Die Teilnahme an einem Workshop und Coaching für den richtigen Umstieg, z.B. bei der BAREFOOT ACADEMY, sind zudem durchaus ratsam, insbesondere für Sportler.


Was ist das Problem mit "normalen" Schuhen? Was macht einen Barfußschuh aus, und was sind Minimalsohlen?

Um zu verstehen, was Barfußschuhe ausmacht, schaut man am Besten zunächst auf "normale Schuhe".

In unserer Gesellschaft hat sich die Idee zementiert: "Ein guter Schuh muß den Fuß am Knöchel stützen, durch ein Fußbett unterstützen, er muß einen Absatz haben, weil das bequemer ist und sollte am besten auch gedämpft sein." Das ist ein Mythos, und in Wahrheit kontraproduktiv. Nimmt man dem Fuß seine Arbeit ab, wird er schwach. Braucht er bestimmte Muskeln nicht, baut er sie eben ab. Wer schon mal ein Gipsbein hatte weiß, wie schnell das geht! Je mehr von außen manipuliert wird, umso mehr wird verhindert, daß der Körper die Funktionen erfüllen kann, auf die er optimiert ist.

Konventionelle Schuhe haben fast immer zumindest einen leichten Absatz, auch "Sprengung" genannt. Die Ferse wird dadurch also leicht erhöht. Viele Schuhe sind sehr schwer und oft steif. Außerdem ist die Zehenbox, also der vordere Bereich des Schuhs, oft beidseitig schmal zulaufend. Dadurch können sich die Zehen beim Gehen nicht auffächern. Alle diese Punkte wirken sich negativ auf das Gangbild und die Statik des gesamten Körpers aus.

Barfußschuhe sind in all dem im Idealfall das genaue Gegenteil von konventionellen Schuhen.

Perfekte Barfußschuhe sind leicht, haben keinen Absatz, kein Fußbett, keine Dämpfung, eine möglichst dünne Sohle ("Minimalsohle" genannt), einen anatomischen Schnitt und eine geräumige Zehenbox. Besonders gute Barfußschuhe sind ganz anders geschnitten als herkömmliche Schuhe, und ahmen die natürliche Fußform durch die stumpfe Kontur im Zehenbereich nach. Der Schuh ist hier dem Fuß angepaßt, damit sich der Fuß möglichst nicht dem Schuh anpassen muß!

Aber auch der beste Barfußschuh ist immer noch ein Schuh. Laufen "wie barfuß" geht nur, wenn man auch wirklich barfuß läuft. Die Kunst ist, einen Schuh zu finden, der das Gangbild nicht negativ verändert.


Sind dünnere Sohlen nicht furchtbar kalt im Winter?

Wenn man barfuß oder im Barfußschuh läuft, ist der Fuß viel aktiver, dadurch natürlich wesentlich muskulöser und im Ergebnis deutlich besser durchblutet. Dadurch ist er aktiv gewärmt, und muß nicht so sehr passiv durch den Schuh warm gehalten werden. Trainierte Füße werden sogar oft schnell eher zu warm - gerade im Winter ein netter Nebeneffekt.

Eine wirklich dicke Sohle braucht man nur bei deutlichen Minusgraden und wenn man lange auf der Stelle steht. In Bewegung und mit vernünftigen Socken kommt man mit überraschend wenig Sohle aus.


Aber im Gelände braucht man doch unbedingt festes Schuhwerk!

Diese Empfehlung wird meist nicht hinterfragt. Es erscheint erst einmal logisch, daß der Fuß durch dicke Sohlen vor Steinen etc. geschützt werden sollte, und daß festes Schuhwerk dazu beiträgt, nicht so schnell umzuknicken.

Die Fußsohle von Barfuß(schuh)läufern ist es gewöhnt, zu tasten und unterschiedliche Strukturen wahrzunehmen. Da Barfußschuhe keine erhöhte Fußsohle haben, von der man „runterfallen“ kann, keine erhöhte Ferse, welche die Statik durcheinanderbringt, und sich der Fuß die Traktion auch aus den Zehen holen kann, ist die Gefahr des Umknickens sehr gering. Der trainierte Fuß sucht sich ganz von selbst die ebenste Fläche zum Aufsetzen und das Fußgelenk ist in der Lage, den Körper zu halten. Man spürt den Untergrund, fühlt Unterschiede zwischen weichem Moos und körnigem Schotter und federndem Waldboden. So wird der Weg zur Erfahrung.

Man kann im Barfußschuh vielleicht nicht so achtlos durch die Natur poltern, wie in steifen Trekkingschuhen aus den bekannten Outdoorläden - aber möchte man das?


Wieso ist das Thema gerade für Kinder so wichtig?

Jeder weiß, daß Kinderknochen noch weich sind. Das trifft natürlich auch auf die Füße zu. Zudem sind Kinder keine "kleinen Erwachsenen" und haben ganz besondere Voraussetzungen.

> Das Fußgewölbe ist noch nicht ausgebildet
> Die Füße sind meist noch sehr breit
> Kinder spüren nicht, ob Schuhe gut sitzen
> Laufanfänger müssen den Untergrund gut spüren, um sicher Laufen zu lernen
> Kinderfüße sind abends bis zu einem halben cm länger, als am Morgen (gilt auch für Erwachsene)

Diese Besonderheiten machen Kinder besonders anfällig für schlechtes Schuhwerk. Zu enge Schuhe können die Füße nachhaltig deformieren, was auch das Gangbild beeinflußt. Dadurch kann es zu einer Reihe negativer Auswirkungen kommen, die nicht automatisch mit den Schuhen in Verbindung gebracht werden: Fußfehlstellungen (die durch Einlagen therapiert werden, was den Fuß noch mehr schädigen kann durch einen Teufelskreis), Haltungsschäden, Kopfschmerzen, etc. Besonders in der Entwicklungs- und Wachstumsphase von Kindern können sich solche Probleme sehr schnell manifestieren. Fehlstellungen sind dann im Erwachsenenalter oft langwierig zu therapieren oder auch gar nicht mehr komplett reversibel.


Warum stürzen Laufanfänger in festem Schuhwerk deutlich häufiger?

Kleinkinder erlernen das Laufen intuitiv. Sie ertasten mit den Füßen den Untergrund, balancieren sich aus, zunächst zaghaft, dann gekonnter. Feste Schuhe und dicke Sohlen stören hier. Das erwartete Feedback bleibt aus, da der Untergrund nicht gefühlt werden kann. Man kann sich das vorstellen, als wenn man versucht mit Ski-Handschuhen Gitarre zu spielen. Ist der Boden hart oder weich? Griffig oder eher rutschig? Wie groß ist der Abstand zum Boden, gibt es ein Gefälle? Dicke Schuhe geben diese Informationen nicht ausreichend weiter. In welchem Winkel steht der Fuß zum Boden? Muß ich korrigieren? Die dicken Sohlen geben spärliche oder gar falsche Informationen, und verwirren das Kind. So balanciert es sich falsch aus - und stürzt. Viele Kinder können zB am Anfang oft mit Schuhen gut schnell Rennen, aber nicht Bremsen oder Kurvenlaufen. Barfuß oder auf Socken klappt es deutlich besser. Das liegt daran, daß für das Bremsen oder Kurvenlaufen sehr komplexe Vorgänge nötig sind, die noch nicht automatisiert wurden. Dazu sind aber präzise Informationen nötig. Um die zu bekommen braucht es möglichst minimale Schuhe - oder am Besten gar keine.


Sind alle Schuhe hier im Shop richtige Barfußschuhe?

Nicht alle unserer Schuhe sind Minimalschuhe. Teilweise gehen wir von freizehn Kompromisse ein um eine gute Auswahl zu bieten, und wir wählen das Beste von dem, was wir finden können. Wenn wir zB für schmale größere Füße wenig Optionen für Sandalen haben, kann es sein daß wir Schuhe im Sortiment haben, die wir unter anderen Umständen schon nicht mehr führen würden. Die Auswahl an Barfußschuhen ist zwar schon deutlich gewachsen, aber lange nicht vergleichbar mit dem Angebot an konventionellen Schuhen. So finden sich auch Schuhe mit dickeren (aber dennoch weichen) Sohlen im Shop, oder Modelle mit konventioneller Form anstelle der sehr ergonomisch-stumpfen Form von idealen Barfußschuhen.

Verfügt ein Schuh über Kriterien, die ihn als Barfußschuh abwerten, wie zB eine leichte Sprengung, so weisen wir in der Artikelbeschreibung darauf hin. Um sicherzustellen, daß der Kauf nicht zum Frusterlebnis wird, vermessen wir die Schuhe und geben Längen und Breiten an. So kannst du schon zu Hause prüfen, ob der Schuh zum Fuß passen könnte. Hier findest du eine Anleitung, die dir bei der Auswahl hilft.

Wir würden alle Schuhe, die wir verkaufen, auch unseren eigenen Kindern (bzw. uns selbst) anziehen. Oft sind sie sogar unsere Tester, und müssen als Versuchskaninchen herhalten, bevor wir einen neuen Hersteller in das Sortiment aufnehmen. 

Besonders anspruchsvollen Käufern legen wir nahe, im Shop nach "Minimalsohle" zu filtern.

Wir von freizehn sind ständig auf der Suche nach neuen Minimalschuhen, die alle Kriterien eines guten Barfußschuhes erfüllen. Wenn du einen tollen Schuh gefunden hast, der in unser Sortiment gehört, dann sag uns doch Bescheid!


 

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